Die Adventszeit bedeutet Glück und Stress für den Detailhandel. Im Advent kaufen Menschen mehr und anderes ein als sonst übers Jahr. Viele Kundinnen und Kunden, die die Geschäfte besuchen, freuen sich darüber, andere zu beschenken und sich beschenken zu lassen. Sie wenden viel Zeit, viel Kreativität und viel Mittel auf, um anderen eine Freude zu machen. Sie drücken damit ihre Dankbarkeit und Wertschätzung aus. Weil aber so viele in denselben wenigen Tagen dasselbe wollen, geraten manche unter Druck, fühlen sich gehetzt, genötigt.
Der Basler Krippenweg lädt ein, den schnellen Lauf immer wieder zu unterbrechen. Die Weihnachtskrippen, die ausgestellt sind, fordern zum Innehalten und Durchatmen auf. Sie tun es diskret und unaufdringlich. Sie erinnern an die alte, schöne Geschichte der Geburt von Jesus. Bis heute wird sie in den christlichen Kirchen als das grosse Geschenk gefeiert, das Gott den Menschen macht. Davon lassen sich glücklicherweise oft auch jene berühren, die eigentlich mit der Kirche und dem, was die Kirche vertritt, nicht (mehr) viel anfangen können.
Diejenigen, die sich beim Basler Krippenweg engagieren, hoffen, dass sie durch ihre Initiative ein wohltuendes Element von Besinnlichkeit beitragen. Und sie erinnern daran, dass aus den ursprünglichen Geschichten um das neugeborene Kind unzählige Geschichten von Liebe und Solidarität, von Freundlichkeit und Grosszügigkeit entstanden sind.
«Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden allen Menschen!» So sangen die Engel, so klingt es durch die Advents- und Weihnachtszeit. Es ist ein guter Wunsch für diese Zeit – und wir hoffen, dass er auch für Sie in Erfüllung geht.
Für den Verein Pro Krippenweg Basel
Pfr. Rebekka Scartazzini
Die Weihnachtskrippe ist eine Ikone unserer Kultur. Auch ganz minimalistisch umgesetzt, ist sie uns sofort ein Begriff: Zwei Erwachsene, ein Baby in ihrer Mitte, und schon denken wir die weiteren Details wie Ochs und Esel, die neugierigen Schafhirten oder die ausgefallenen Besucher aus dem Morgenland ganz automatisch mit. Die Krippe erkennt jeder. Und doch bedeutet sie für jeden anderes.
Die Kraft elterlicher Liebe, auch in schwierigen Situationen.
Die Realität von Menschen und Familien auf der Flucht.
Die Erfahrung, dass es gerade die unauffälligen, ruhigen Momente sind, in denen Grosses geschehen kann.
Vielleicht ruft die Krippe auch eigene Kindheitserinnerungen hervor, an das Krippenspiel in der Schule, oder das heimische Wohnzimmer in der Adventszeit.
Dabei spiegeln sich in unserem Blick auf die Krippe unsere heutigen Werte und Wünsche genauso sehr wie die Facetten einer zweitausendjährigen Geschichte. Begonnen hat diese im kleinen, ländlichen Ort Bethlehem im damaligen Judäa, mitten in einer stillen Nacht. Eine junges Paar war eben erst im Dorf eingetroffen. Verzweifelt waren sie auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihr erstes Kind in die Welt bringen konnten. Fündig wurden sie in einer Grotte, einer Art Stall – kalt, ungemütlich, und garantiert nicht ein Ort, von dem man erwartete, dass hier die Welt für immer verändert würde. Nur die schwangere Maria ahnte, dass nach dieser Nacht, nicht nur für die junge Familie, nichts mehr so sein würde wie zuvor.
Emmanuel sollte es eigentlich heissen, das Kind von Maria. Sie nannte es Jesus. Aber es blieb «Emmanuel», denn das heisst auf hebräisch «Gott mit uns». Denn der Säugling, den sie soeben geboren, jetzt in Stoff gewickelt und in eine weiche Krippe gelegt hatte, war nicht nur Marias, sondern Gottes eigener Sohn. Hier an diesem unscheinbaren Ort brach der Gott des Volkes Israel in die Welt hinein. Licht in der Dunkelheit, Hoffnung in der Kälte.
Und Josef? Der wohl berühmteste Stiefvater der Menschheitsgeschichte. Er steht da und staunt. Über das Kind, und über seine Angetraute. Das Wunder der Geburt, das sich vor ihm abgespielt hat, hat ihn mit Liebe erfüllt. Ein heiliges Gefühl. Maria, Josef und Jesus – fortan die «heilige Familie» genannt, schenken sich in dieser Nacht gegenseitig Wärme.
Gabriel ist ein Engel, ein «Angelos». Auf Griechisch heisst das Bote. Was ihn wundersam, ja sogar furchteinflössend macht, sind nicht so sehr seine Flügel, sondern die Botschaften, die er den Menschen von Gott überbringt. Maria hatte er verkündigt, dass sie, noch Jungfrau, bald Mutter des Messias würde. Josef hatte er befohlen, seine schwangere Verlobte zu heiraten, obwohl das Kind nicht seines war. Und jetzt, in dieser stillen Nacht in Bethlehem war alles genau so gekommen, wie Gabriel es ihnen im Auftrag Gottes angekündigt hatte. Er hat ein Stück Himmel auf Erden gebracht, wie es sein Auftrag war.
Ihre Arbeit galt als Drecksarbeit, sie selbst als unsauber. Obwohl sie sich aufopfernd und fürsorglich um ihre Herden kümmerten, waren ihre Leben in der Gesellschaft wenig wert. Umso überraschter waren sie, dass Gott ausgerechnet ihnen einen Chor seiner Engel aufs Feld schickte. Sie durften die ersten sein, denen die frohe Botschaft verkündet wurde: Ein König ist zur Welt gekommen. Nicht im Palast, sondern in einer kalten Höhle. Ein König, der sie als seine ersten Besucher zu sich lädt. Ein König, der sich später selbst als Hirte bezeichnen würde.
Könige, Magier, Weise – über die exotischen Gäste, die dem Jesuskind seine ersten Geschenke darbrachten, wurde im Lauf der Zeit vieles berichtet. Dabei sind Caspar, Melchior und Balthasar wohl eine Erfindung aus dem Mittelalter. Wahrscheinlicher ist es, dass eine grössere Gruppe von Sterndeutern aus dem Osten die seltsamen Zeichen am Himmel als Ankündigung eines grossen Ereignisses gelesen, und sich – immer den Sternen nach – auf die Reise nach Bethlehem begeben haben. Eine so lange Reise unternimmt man nicht zu Fuss, und auch nicht mit leichtem Gepäck. Und so kamen nicht nur drei Männer, sondern eine ganze Karawane in dieser Nacht zum Neugeborenen an die Krippe. Auf Kamelen, mit Ochs und Esel, die als Lasttiere unverzichtbar waren. Sie alle gehören zur Krippen-Szene, wie wir sie heute noch kennen.
Die beiden biblischen Autoren Matthäus und Lukas berichten, jeder auf seine Weise, von der Geburt von Jesus und wie es dazu kam. Sie erzählen davon, wie Maria und Josef in der Folge administrativer Schikanen durch das über-mächtige römische Imperium nach Bethlehem reisen mussten, und wie die junge Familie kurz nach der Niederkunft bereits nach Ägypten fliehen musste. Sie erzählen die Geschichte so, wie sie als Nachfolger des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus auf dessen folgenreiche Geburt zurückblickten. Ihre Berichte regten die Fantasie von Millionen Menschen über zweitausend Jahre hinweg an, und tun es noch heute.
Wenn wir uns an diese langvergangene Nacht erinnern, stellen wir sie uns vielleicht ganz anders vor. Wir stellen Fragen, die Matthäus und Lukas unbeantwortet gelassen haben. Wir übersetzen die Geschichte in unsere eigenen Kulturen. Wir meditieren und spekulieren darüber, wie es wohl gewesen sein muss, als Hirte, als Weiser, ja als Maria höchstpersönlich, diese Nacht erlebt zu haben.
Die Weihnachtszeit ist deshalb eine Zeit, in der wir versuchen, Vergangenheit und Gegenwart, die biblische Überlieferung und unsere eigenen Vorstellungen, zusammen zu bringen. Konnten wir Sie inspirieren? Bibeln gibt es in unterschiedlichen Übersetzungen – lassen Sie sich in der Buchhandlung oder in einer Kirche beraten. Auch über das Internet sind Bibeln zugänglich, beispielsweise über www.die-bibel.de für deutsche Bibeln oder über www.biblegateway.com für Bibeln in vielen Sprachen.